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10.01.2018

Zwei Tage in Spanien

Wer sein Hobby zum Beruf macht, der hat schnell kein Hobby mehr. Das gilt auch beim Motorrad - viele Motorradhändler und andere Beschäftigte in der Branche wissen, was ich meine. In meinem Job ist der Motorradanteil relativ gering und in den letzten Jahren weiter gesunken, weswegen für meine private Bike-Begeisterung keine Gefahr besteht und ich mich immer über einen beruflichen Motorradtermin freue.
Besonders über die Einladung zum Presse-Event in Almeria.
Alljährlich Anfang Januar tun sich einige Unternehmen aus der Branche zusammen und laden Journalisten zu Testfahrten ein, und zwar in die Nähe von Almeria in Südspanien. Das Ganze dauert etwas länger - zwei bis drei volle Fahrtage plus An- und Abreisetag - und läuft etwas lockerer ab als die üblichen Präsentationen der Fahrzeugindustrie mit ihrem Zweitagerhythmus. In diesem Jahr konnte ich für die "Bike und Business" wieder einmal dabei sein. Die Ausrichter waren Nolan, Suzuki, Motorex, Touratech und Spidi, und diese übernahmen auch die Reisekosten. Organisator vor Ort war Bike Promotion.

Die reine Essenz des Motorradfahrens
Ende der Vorrede. Kommen wir gleich zum Resümee: Almeria 2018 war eines der Highlights meines Motorradlebens. Es waren zwei Tage Motorradgenuss in konzentriertester Form, quasi die Trockenbeerenauslese unter den Bike-Events. Alles, was einen hätte stören oder vom reinen Fahren abhalten könnte - Navigation, Suche nach Pausenlocations, schlechtes Wetter, langweilige Streckenabschnitte, zu langsame oder zu schnelle Mitfahrer - war einfach nicht da. Nur die guten Seiten blieben übrig, die reine, schmackhafte Essenz: berauschende Kurvenstrecken mit bestem Asphalt, atemberaubende Aussichten von kargen Berggipfeln, kompetente Mitfahrer und absolut souveränes Tourguiding (danke an Kai-Uwe und Thomas).
Am ersten Tag absolvierte ich die "Adventure-Tour", die auf Suzuki V-Strom 650 über praktisch alle im Hinterland von Almeria vorhandenen Straßentypen (exklusive Autobahn) führte: vom ausgetrockneten Flussbett über Schotterwege, kleinste betonierte Verbindungspisten und schwungvolle Landstraßen bis hin zu haarsträubenden Bergrennstrecken. So langweilig sie aussieht, so kompetent meisterte die kleine Strom alle Aufgaben. Nirgendwo fühlte sie sich überfordert an. Wirklich ein richtig gutes Motorrad. Ich habe sogar das mit dem Stehend Fahren hingekriegt.

Fast wie ... : Ducati Supersport
Am zweiten Tag fuhren wir auschließlich auf Asphalt, aber mit unterschiedlichen Motorrädern. Ich entschied mich für die neue Retro-Kawasaki Z 900 RS, die kurz vor der Rente stehende BMW F 700 GS und die ebenfalls recht neue Ducati Supersport. Besonders letztere hat es mir sofort angetan. Was für eine fantastische Maschine! Die Entwickler haben ihr alles abgewöhnt, was einen früher an einer Landstraßenducati stören konnte: das sture Fahrverhalten etwa oder der bei niedrigen Drehzahlen ruppige Motor. Und trotzdem ist der typische Ducati-Charakter erhalten geblieben: drehfreudiger Motor mit tollem Sound, absolute Fahrstabilität auch bei hohem Tempo.
Anfangs war ich ja skeptisch, ob ich mit dem Stummellenker zurechtkommen würde, aber die Sitzposition war keinesfalls unbequem. Selbst in engen Kurven fühlte ich mich nie unsicher oder angestrengt. Man sitzt konzentriert auf diesem Motorrad, immer unter Spannung, nie lässig, aber das ist genau richtig so. Und der Knieschluss auf der schlanken Maschine ist so perfekt, dass man sich beinahe wie ... Aber dazu denkt euch selbst ein passendes Bild aus.
Die Kawa hingegen ist unzweifelhaft ein feines und optisch sehr gelungenes Motorrad, als Vierzylinder sagt sie mir aber nix. Und die BMW? Unauffällig, aber fähig - ähnlich wie die V-Strom.
Mit rund 550 Kilometern an zwei Tagen, und davon praktisch alles Kurven, kann man mehr als zufrieden sein. Das war der bestmögliche Start in das Jahr 2018. Mal sehen, was noch kommt.