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25.09.2017

Hinterm Café geht es weiter, immer weiter

Café Racer sind ja gerade schwer angesagt. Natürlich nur selbst gebaut aus irgendeiner alten Rinde - im Moment meistens eine Zweiventil-BMW. Wer aber ohne selbst zu schrauben ans Ziel will, und zudem lieber auf moderne Technik und ordentlich Leistung setzt, der hat gar nicht so viel Auswahl.
Eigentlich gibt es da nur die Triumph Thruxton.
Die ist aber gleich richtig gut. Vor gut zehn Jahren besaß ich ja das Vorgängermodell, das nur eine Optikvariante der Bonneville war und damit genau so lahm und langweilig wie diese. Heute ist die Thruxton deutlicher von den anderen Modellen separiert: schlankeres Design, niedrigeres Gewicht und mehr Leistung (71 kW/97 PS). Trotz der sehr gelungenen Retro-Optik ist die Thruxton ein sportlicher Landstraßenbrenner, der sich auch mit modernen Naked Bikes messen kann. Das gilt vor allem für die R-Variante mit Upside-Down-Gabel und Öhlins-Federbeinen.
Schön, dass die Thruxton kurz vor dem ersten Schnee noch als Testmaschine in den Verlag gekommen ist. Auf einer kleinen Spessartrunde zusammen mit Isabelle konnte ich sie ausprobieren. Besonders überzeugt hat mich dabei der Motor: Er zeigt trotz höherer Leistung im Vergleich zur Bonneville immer noch eine druckvolle Unten-Mitte-Abstimmung. Schon knapp über 2.000 Umdrehungen stampft er los und schleudert die Engländerin fast schwerelos nach vorn. Die 112 Newtonmeter geben eine echt souveräne Vorstellung. Dass schon bei 7.000 Umdrehungen der rote Bereich beginnt, stört mich überhaupt nicht. Mit der serienmäßigen Auspuffanlage gibt die Maschine einen dumpfen, grollenden Sound ab, der dem Ohr des Fahrers schmeichelt, ohne die Umwelt zu nerven. Klang ohne Krach - so soll es sein.
Die leichtgängige Kupplung und die exakte Schaltung sind weitere Pluspunkte. Nur die prunkvolle, radial montierte Brembo-Bremso überrascht mit einer recht defensiven Auslegung. Hier würde ich mir ein knackigeres Ansprechen wünschen. Leider lässt sich das Ansprechverhalten der Bremse noch nicht mit einem Knopfdruck verändern, wie es beim Motor möglich ist. Die Thruxton besitzt drei Fahrmodi (Sport, Road, Rain), die den Charakter sehr spürbar beeinflussen (wobei ich "Rain" ehrlich gesagt nicht probiert habe). Während "Road" zu sehr in Richtung Cruising geht, ist "Sport" einfach perfekt: Jeder Millimeter Bewegung am Gaszug wird direkt in Schub umgesetzt; ohne dass es beim Lastwechsel zu unschönen Ruckeleien kommt. Das haben die Engländer wirklich gut hingekriegt. Das teure Fahrwerk der R-Variante (2000 Euro Aufpreis) war mir etwas zu straff, aber ich habe für die kurze Tour auch nicht an den Einstellschrauben gedreht. Da geht sicher noch was.
Sonst bleibt nicht mehr viel zu wünschen übrig. Wenn ich die Thruxton mit der BMW R9T vergleiche, dann gefallen mir der Motor, der Sound und das Design der Engländerin deutlich besser, die Sitzposition allerdings nicht. Stummel sind einfach nichts (mehr) für mich. Bittebitte Triumph, schiebt noch eine Version mit Rohrlenker nach.