26.11.2006

Triumph auf Abschiedstour?


Kann man ein Motorrad nicht mögen, das so schön ist wie die Triumph Thruxton?
Ja, das geht. Ich besitze die Maschine jetzt seit einem Jahr, es war die teuerste Anschaffung meines Lebens (ein Grund mehr, sie toll zu finden...), aber trotz mehr als 10 000 Kilometern gemeinsamer Fahrten und vieler schöner Touren bin ich doch nicht mit ihr warm geworden. Es tut mir leid.
Vielleicht bin ich falsch an die Sache herangegangen? Ich wollte ein Motorrad, das aussieht und sich fährt wie eine moderne Ausgabe der englischen Klassiker, ohne mir aber soviel Arbeit und Hingabe abzuverlangen wie eine 30 Jahre alte Bonneville. Was ich bekam, war eine Honda CB 500 in Sixties-Optik. Ein fundamentales Missverständnis, aber nicht nur von meiner Seite. Ich denke, ich darf der Firma Triumph durchaus den Vorwurf machen, dass sie mit ihrem eigenen Erbe schludrig umgegangen ist. Wahrscheinlich wollten die Produktplaner zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und eine neue Bonnie schaffen, die gleichzeitig als unkompliziertes und einfach zu handhabendes Einsteigermotorrad funktioniert. Gelungen ist ihnen nur letzteres.
Was hat denn die Ingenieure davon abgehalten, einen echten Langhubmotor zu bauen? Wie kann ein fast 900 cm³ großer Twin klingen und sich anfühlen wie ein asthmatischer Vierzylinder? Warum wiegt die Thruxton 30 Kilogramm mehr als eine 70er-Jahre-Bonnie? Wo sind die versprochenen 70 PS, wenn die Kiste bei 180 km/h schlapp macht? Was soll das 17-Zoll-Hinterrad, dass der ganzen Maschine diese unpassende Chopper-Linie gibt?

Schade, sehr schade. Eine einzige Enttäuschung. Trotz der bewundernden Blicke, die das Bike immer wieder auf sich zieht, und obwohl auch ich sie aus manchen Blickwinkeln immer wieder wunderschön finde, werde ich sie im nächsten Jahr verkaufen. Motorräder sollten nicht zuviele Kompromisse machen, besonders, wenn sie ein solches Erbe vor sich hertragen. Versucht es bitte noch einmal, Triumph!